So langsam kommt Leben in die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Berlin. In den vergangenen Monaten sind einige Referate des Geheimdienstes schrittweise in den monumentalen Neubau an der Chausseestraße gezogen. Irgendwann sollen hier rund 4000 BND-Mitarbeiter arbeiten. Vor allem sogenannte Auswerter und Analysten.
Das Gebäude, dessen Bau im Oktober 2006 begann und rund eine Milliarde Euro gekostet hat, liegt exponiert. Mitten in der Hauptstadt, umgeben von Bürobauten, Cafés und Restaurants. Damit geht auch eine Botschaft einher: Der deutsche Auslandsdienst versteckt sich nicht mehr im Wald von Pullach bei München. Mehr Transparenz, mehr Offenheit, so könnte man meinen.
Auch ein Besucherzentrum gibt es beim BND künftig. Es liegt außerhalb des eigentlichen Hauptgebäudes, in der sogenannten Südbebauung an der Ecke Chausseestraße / Habersaathstraße. Hier soll ein kleines BND-Museum später die Geschichte des Dienstes vermitteln. Ohne Voranmeldung können Besucher hier demnächst einfach vorbeischauen. Direkt nebenan befindet sich eine weitere Kuriosität: eine Gewerbefläche. 193,25 Quadratmeter groß. Ladenfläche mit Keller- und Lagerräumen. Mit zwei Toiletten.
In der WELT hatten wir im September 2017 über die Mietfläche beim BND berichtet. Lesen Sie hier: „Ein Burgergrill beim BND?“
Warum gibt es eine solche Ladenfläche direkt in der Nachbarschaft zum Geheimdienst? Der schnöde Grund dafür: Da der BND-Neubau so gigantisch groß geplant wurde, verlangte der Berliner Senat, dass ein Teil des Geländes gewerblich nutzbar sein muss.
Bauherrin der neuen BND-Zentrale ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Auf deren Immobilienportal wurde die Gewerbefläche „in prosperierender Lage“ beworben. „Das Umfeld ist gastronomisch ausgezeichnet erschlossen. Fußläufig finden sich mehrere Theaterbühnen und andere Kultureinrichtungen. Das Regierungsviertel mit Reichstag und Kanzlergärten ist in 15 min erreichbar“, hieß es im Angebot.
„Das Mietobjekt ist nicht vermietet und wird derzeit am Markt zu Anmietung als Laden- bzw. Verkaufsfläche angeboten. Der städtebauliche Vertrag zwischen der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über die städtebauliche Maßnahme Bauvorhaben Bundesnachrichtendienst vom Juli 2006 sieht in § 6 Absatz 4a die Schaffung einer öffentlich zugänglichen Verkaufsfläche im Rahmen der Baumaßnahme vor“ – Antwort der BImA auf Anfrage vom September 2017
Mittlerweile ist die Anzeige für die Gewerbefläche auf dem Immobilienportal der BImA verschwunden. Nur noch ein Angebot für ein Objekt in Berlin-Marzahn findet sich dort. Wurden die Räumlichkeiten beim BND also vermietet? Und falls ja, an wen?
„Für die Gewerbefläche in der Südbebauung der BND-Zentrale wurde bislang kein Zuschlag erteilt. Es laufen weiterhin Vermietungsbemühungen. Der Mietpreis der Gewerberfläche wird sich an der ortsüblichen Vergleichsmiete orientieren“ – Antwort der BImA vom 09. März 2018
Angeblich wird also weiter nach einem Mieter für das Objekt gesucht. Und das, obwohl die Anzeige offenbar längst offline genommen wurde. Könnte es sein, dass gar kein Interesse mehr an einer Vergabe an Externe besteht? Es bleibt abzuwarten, ob neben dem BND demnächst wirklich ein Burger-Grill, ein hippes Café oder ein Bioladen einziehen wird.